Apollo und Marsyas; nach Raffael. Kupferstich des Meisters mit dem Würfel, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Links ist der an einen Baum gefesselte Marsyas zu sehen, vor ihm kniet ein Mann, der ein Messer aus einer Schachtel nimmt. Weiter rechts sitzt Apollo mit einer Kithara auf dem Schoß und weist auf das Messer. Ganz rechts betrachtet eine Muse nachdenklich das Geschehen.
Beschriftet am unteren Bildrand: „Romae apud Philippum Thomassinu / Raphael Vrb. Inv.“, das Monogramm „B“ des Stechers auf dem Würfel unten rechts.
Dargestellt ist eine Episode aus der griechisch-römischen Mythologie: Der Satyr Marsyas forderte, überzeugt von seiner Kunstfertigkeit, den Gott Apollo zu einem Musikwettstreit heraus, den er schließlich verlor. Zur Strafe für seine Überheblichkeit ließ ihm Apollo bei lebendigem Leib die Haut abziehen.
Die Abbildung wurde von dem geheimnisvollen Meister mit dem Würfel gestochen, einem Künstler, der dem Umfeld von Raffael und Marcantonio Raimondi zugerechnet wird, ohne dass seine Identität bisher zweifelsfrei geklärt werden konnte. Philippe Thomassin, ein in Rom ansässiger, französischer Kupferstecher (Lehrer von Jaques Callot) und Kunsthändler nutzte offenbar die Druckplatte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, um weitere Drucke herzustellen. Diesem Zustand entspricht das hier präsentierte Blatt. Giovanni Giacomo de Rossi, der wichtigste römische Kunstverleger des 17. Jahrhunderts gab später noch einmal Blätter von diesem Stich heraus, ein Abdruck dieser Auflage befindet sich ebenfalls in der Wredow-Kunstsammlung. | Wolfgang Rose